In den vergangenen Jahren, in denen Covid unser Gesundheitssystem prägte, legte die Politik den Fokus vermehrt auf die Minimierung von Krankheitsrisiken. Für den nachhaltigen Erhalt der Gesundheit braucht es jedoch mehr als nur die Reduktion von Risikofaktoren. Um die Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft zu erhöhen, brauchen wir eine Veränderung unserer Haltung zur Gesundheit.
Vielleicht sagt Dir Resilienz bisher noch nichts. Doch mindestens seit Covid wird Dir ihr Gegenspieler, die Vulnerabilität, bekannt sein. Vulnerabilität meint die Verletzlichkeit oder Verwundbarkeit eines Menschen oder einer Gruppe aufgrund ihrer sozialen Herkunft, ihres Berufes, ihres Geschlechts oder Alters an einer bestimmten Krankheit zu erkranken.
Vulnerabilität und Resilienz stehen sich gegenüber wie groß und klein, wie schwarz und weiß oder wie heiß und kalt.
Die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) wirkt der Verwundbarkeit (Vulnerabilität) entgegen.
Aus gesundheitswissenschaftlicher Sicht ist es somit von hoher Bedeutung die Widerstandsfähigkeit besonders bei vulnerablen Gruppen zu fördern.
Um die Gesundheit zu erhalten, gibt es verschiedene Wege. Ein Weg ist die Prävention, die ihren Fokus auf die Vermeidung von Krankheitsrisiken legt. Ein anderer Weg ist die Gesundheitsförderung, welche einem salutogenen Ansatz folgt und die Stärkung von Gesundheitsressourcen fokussiert.
In den vergangenen zwei Jahren wurde von Seiten der Politik ein besonderer Fokus auf präventive Maßnahmen gelegt. Durch präventive Maßnahmen wie Impfstrategien, Hygienemaßnahmen und Kontrollmedien, sollte der Schutz der Menschen gewährt und das Risiko an Covid zu erkranken reduziert werden.
Für einen nachhaltigen Effekt braucht es jedoch eine Stärkung der eigenen Widerstandsressourcen. Du merkst, Widerstandsressourcen und Widerstandsfähigkeit (Resilienz), da gibt es einen Zusammenhang.
Resilienz oder Resilienzförderung basiert nämlich auf einer ressourcenorientierten Haltung und zählt somit zum Ansatz der Gesundheitsförderung. In meiner früheren Tätigkeit als Podologin habe ich mich immer wieder gefragt, warum wir erst handeln, wenn der Mensch krank geworden ist oder gesundheitliche Risiken aufweist. Der Mensch raucht (Risiko) also wird eine Raucherentwöhnung von der Krankenversicherung übernommen. Der Mensch wirkt überreizt, gestresst und hat wenig Antrieb - die Tabletten oder die Psychotherapie (wenn es einen verfügbaren Platz gibt) wird von der Krankenversicherung übernommen, der Entspannungskurs hat jedoch einen Eigenanteil von mindestens 20%. Natürlich könnte man jetzt sagen - „Sei doch froh, dass überhaupt was übernommen wird.“. Absolut. Jedoch besonders für unsere oft erwähnten vulnerablen Gruppen sind diese 20% entscheidend.
Zudem wird genau an diesem Beispiel die dahinterliegende Haltung unseres Gesundheitssystems deutlich. Gesundheitsförderliche Maßnahmen, wozu insbesondere die Resilienzförderung zählt, welche das Gesundheitssystem (besonders die Psychotherapie) entlasten würden, werden nur stiefmütterlich behandelt. Denn seien wir mal ehrlich, nicht jeder, der sich in einer Lebenskrise befindet, benötigt direkt eine Psychotherapie und weist eine diagnostizierbare Störung auf.
Wir benötigen eine klare Positionierung zur Ressourcenstärkung, sowohl auf individueller als auch systemischer Ebene, um eine resiliente Gesellschaft zu gestalten.
Bei den frühen Hilfen wird es bereits betrieben - Ressourcenförderung von Schwangerschaft an. Doch mit steigendem Alter verliert es sich immer mehr und irgendwann wird nur noch gehandelt, wenn etwas schmerzt. Solange alles funktioniert, werden der eigene Körper und die eigene Seele für Erfolg, Ansehen, Geld, die nächste Beförderung oder das Wohl anderer Menschen verausgabt.
Hier geht es nicht darum sich nur noch in Wellnessbehandlungen und Urlaub zu suhlen und ansonsten alle Viere gerade sein zu lassen. Wir brauchen unsere Herausforderungen und Täler auf der Lebenslinie, um resilient zu werden. Zeiten, in denen wir uns nicht gut fühlen, die uns herausfordern und manchmal sogar ordentlich überfordern. Zeiten, in denen wir scheitern, Fehler machen und uns auch vielleicht etwas verlieren. Diese tiefen Täler auf unserer Lebenslinie sind die Zeiten, in denen Deine Resilienz wächst.
Was wir jedoch brauchen, um uns dieser Resilienz bewusst zu werden, ist eine ressourcenorientierte Haltung, mit der wir auf diese Täler blicken und die Ressourcen daraus erkennen.
Ressourcen, die uns auf die nächsten Herausforderungen vorbereiten.
Ressourcen, die uns aus dem Tal herausgeholfen haben.
Ressourcen, die in uns stecken und derer wir uns bewusst werden dürfen.
Diese Ressourcen sind es, die einen wichtigen Schutzfaktoren für Deine Gesundheit darstellen.
Die Forschung zeigt, dass die Fähigkeiten optimistisch in die Zukunft zu blicken, geeignete Lösungsstrategien zu entwickeln, Herausforderungen anzunehmen und ihnen gestärkt gegenüberzutreten, Selbstvertrauen erzeugen und zu einem selbstwirksamen Umgang mit herausfordernden oder stressreichen Situationen führt. Diese Fähigkeiten entstehen durch die schwierigen Zeiten in den Tälern. Einen liebevollen ressourcenorientierten Blick auf diese Phasen des eigenen Lebens zu werfen, hilft sich der eigenen Stärke bewusst zu werden und wirkt positiv auf Deine Widerstandsfähigkeit.
Sich den eigenen Tälern zu stellen, benötigt Mut und vor allem Eigenverantwortung.
Eigenverantwortung für Dein körperliches, emotionales, mentales und soziales Wohlbefinden.
Leider ist es jedoch immer noch weitverbreitet die Verantwortung für die eigene Gesundheit abzugeben. Die schnelle Lösung über Medikamente wird meist dem Betrachten des eigenen Lebensstiles vorgezogen.
Zudem wurde einem Großteil der Menschen bereits frühzeitig die Selbstwirksamkeit abgenommen. Resilienzförderung beginnt nicht erst, wenn du die ersten Täler betrittst.
Schon die Kleinsten machen es uns vor. Meine Tochter ist jetzt 13 Monate. Mit ungefähr 18 Monaten beginnt die Autonomiephase. Vielleicht ist Dir diese Entwicklungsphase auch als „Trotzphase“ bekannt.
Allein dieses Wort zeigt, was wir da für eine Haltung vertreten.
Jeder Mensch kommt mit dem psychologischen Grundbedürfnis nach Autonomie auf die Welt. Die Autonomiephase, welche oft einhergeht mit Wutanfällen oder Aussagen wie „Selber machen…“, zeigt lediglich, dass das Kind fähig ist für die eigene Autonomie einzustehen.
Aussagen wie „Dem Erwachsenen trotzen“, die hinter der Aussage „Trotzphase“ steht, wurde meiner Meinung nach von Erwachsenen beschrieben, die mit eigenen unverarbeiteten Tälern konfrontiert werden.
Unsere Gesellschaft braucht starke, selbstbewusste, selbstwirksame also resiliente Kinder. Ich bin davon überzeugt, jedes Elternteil wünschst sich dies für sein/ihr Kind.
Doch das heißt auch, um Maria Montessori zu zitieren „Hilf mir es selbst zu tun.“ und nimm Dir die Zeit Dein Kind in seine/ihre Autonomie zu begleiten. Manchmal braucht es dafür den Mut sich nochmal den eigenen Tälern zu stellen.
Um die eigene Resilienz zu fördern, hilft es die eigenen Täler zu reflektieren und die Stärken und Ressourcen für sich herauszufiltern. Außerdem unterstützt es Deine Beziehung zu anderen Menschen, wenn Du limitierende Überzeugungen und emotionale Blockaden für Dich lösen konntest. Somit wirkt sich die eigene Resilienz auch auf Dein Umfeld aus - ganz gleich ob im privaten Umfeld mit der Familie oder im beruflichen Umfeld.
Resiliente Menschen führen resiliente Beziehungen und gestalten resiliente Unternehmen und Familien.
Wie siehst Du das? Schreib mir gern eine Nachricht dazu oder kommentiere meinen Post bei Instagram. Ich freue mich auf einen spannenden Austausch mit Dir.
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